Uns begleitet die Lektüre How to Make Art at the End of the World von Natalie Loveless. Loveless entwirft in dem von ihr 2019 geschriebenen Manifest künstlerische Forschung (research creation) als kritische und emanzipatorische Praxis, um alternative Forschungsmöglichkeiten in einer krisenhaften Gegenwart zu imaginieren.

Eine der Möglichkeiten, wie Loveless in die Ethik der von ihr dargestellten Forschungsarbeit einführt, ist das Konzept des „Erzählens von Geschichten, die von Bedeutung sind“, wobei sie sich u.a. auf Donna Haraway (Haraways Dog) beruft. „Die Ausarbeitung einer Forschungsfrage“, schreibt sie, „ist die Ausarbeitung einer Geschichte, die auch die Ausarbeitung einer Ethik ist“. In diesem Sinne argumentiert Loveless, dass es nicht um disziplinäre Allianzen und Lesbarkeit geht, sondern darum, Geschichten anders zu erzählen.

In der Lektüre hat Loveless den Begriff Polydisciplinamory unter dem Einfluss von Queer-Theorie, Genderstudien und Psychoanalyse ausgearbeitet. Bei der Betrachtung dessen, was es für die Forschung bedeutet, polydisziplinär zu sein, im Vergleich zur Interdisziplinarität, betont Loveless, dass letztere sich auf das „Wer“ konzentriert (mit welchen Disziplinen man sich beschäftigt oder denen man „verpflichtet“ ist), während erstere sich stark mit dem „Wie“ befasst: Sie ruft uns zu einer tieferen Ethik der Sorgfalt bei der Pflege unserer interdisziplinären Beziehungen auf und berücksichtigt die „Vielheit“ nicht nur in Bezug auf den Inhalt, sondern auch auf die Form.

Siehe hierzu im Glossar:
Das Unheimliche
Grenzobjekte
Emergenz
Sculpture in the Expanded Field
Educational Turn
Künstlerische Forschung