Der Begriff Fetisch kommt in Verknüpfungen wie Materialfetisch häufig im Sprechen über Kunst zur Verwendung. Wir nähern uns der Klärung des Begriffs über die Lektüre dreier Autoren, die klassische Bedeutungsmuster des Fetisch geprägt haben oder beschreiben: Karl Marx, Sigmund Freud und Anthony Shelton.

Der Philosoph Karl Marx beschreibt in seinem Hauptwerk Das Kapital den “Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis.“ Als Fetisch charakterisiert Marx den Wert, den ein Produkt unabhängig von seinem Gebrauchswert annimmt, sobald es als Ware in Umlauf kommt. Dass dieser Warenwert im gesellschaftlichen Austausch ebenso naturgegeben erscheint wie der Gebrauchswert, nennt Marx das Geheimnis des Warenfetisch. Einem Objekt wird also durch eine gesellschaftliche Beziehung “wie durch Magie“ ein Wert jenseits des Gebrauchswerts verliehen.

Der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud verwendet den Fetisch, um eine sexuelle Teilfixierung zu bezeichnen. Vor allem in dieser Bedeutung ist der Fetisch Teil der Alltagssprache geworden. Für Freud ist die besondere Bedeutung eines sexuellen Fetischobjekts (als Beispiele nennt er Nasen, Schuhe, Füße, Pelz und Samt) das unbewusste Produkt eines frühkindlichen Schocks und Ersatz für ein schmerzhaft Abwesendes. Hier hat also der Fetisch eine nicht bewusst zugängliche und also geheimnisvolle Bedeutung.

Der Anthropologe Anthony Shelton vollzieht die Begriffsgeschichte des Fetisch in der kolonialen Anthropologie nach. Das westliche Bild des „afrikanischen Fetischismus“, so Shelton, sei durch die selektive Kombination von mittelalterlichem Christentum und Hexenglaube mit Berichten über die religiösen Formen der afrikanischen Westküste entstanden. Dieses Bild sei in den folgenden Jahrhunderten auch in Abgrenzung zur christlichen Religion mit magischer und erotischer Bedeutung aufgeladen worden.

Diese diversen historischen und diskursiven Bedeutungen schlagen sich im Fetisch auf unterschiedliche Weise nieder und prägen seine Bedeutung.