Der Educational Turn beschreibt seit Mitte der 1990er Jahre eine „Wende“ hin zu kollaborativen oder recherchebasierten künstlerischen Arbeitsformen. Diese Formen betonen den Prozess des künstlerischen Forschens, Denkens und Handelns in Abgrenzung zu produktorientiertem Kunstmachen.

Im Zuge dieser „Wende“ wurden auch Bedingungen des Aus- und Darstellens sowie die damit verbundenen Logiken der Institutionen hinterfragt.

Die Theoretikerin Irit Rogoff beschreibt im Sammelband „educational turn. Handlungsräume der Kunst- und Kulturvermittlung“ (Verlag Turia+Kant, Wien 2012) die historische Bedeutung von education in diesem Kontext:
„…warum gerade in diesem Moment? Weil dieser Moment des Bologna-Prozesses und all die damit verbundene offensichtliche Unzufriedenheit zugleich der Moment einer noch nie da gewesenen Zahl von selbst organisierten Foren außerhalb von Institutionen und selbst ermächtigenden Aufbrüchen innerhalb von Institutionen ist.
Angetrieben aus dem Inneren, anstatt von außen eingeschränkt zu sein, wird education so zu einem Ort für ungewöhnliche und überraschende Begegnungen – geteilte Neugierden, geteilte Subjektivitäten, geteilte Leiden, geteilte Leidenschaften versammeln sich um das Versprechen eines Themas, einer Einsicht, einer kreativen Möglichkeit. Ein weiterer Grund für die Frage ‘Warum jetzt?’ ist, dass education gemäß ihrer Definition prozessual ist; weil sie einen unauffälligen transformativen Prozess beinhaltet, steht sie für Dauer und für ein Arbeiten auf der Basis einer umkämpften Gemeinsamkeit.“